Der vom schwedischen Chemiker und Erfinder Alfred Nobel gestiftete Nobelpreis wird seit 1901 jährlich verliehen. Insgesamt 43 Nobelpreisträger sind in dem Zeitraum von 1920 bis 1945 als Antragsteller bei der DFG verzeichnet. Sie teilten sich 39 Nobelpreise. Mit dem Nobelpreis für Chemie wurden mit 19 Antragstellern die meisten Personen ausgezeichnet, gefolgt von 13 Preisträgern des Nobelpreises für Physik und zehn Preisträgern des Nobelpreises für Physiologie und Medizin. Der Pazifist Ludwig Quidde, 1934 mit einem nicht näher spezifizierten Druckzuschuss gefördert und in der Quelle ausdrücklich als „Privatgelehrter“ charakterisiert, wurde 1927 gemeinsam mit Ferdinand Buisson mit dem Friedensnobelpreis für sein Engagement in der Friedensbewegung geehrt.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht der DFG-geförderten Nobelpreisträger. Per Klick auf den Namen werden Sie auf die Personensicht in GEPRIS Historisch weitergeleitet. Oder Sie rufen die gesamte Liste auf.
Tabelle 1: Von der DFG 1920 bis 1945 geförderte Nobelpreisträger
Preis | Jahr | Preisträger |
---|---|---|
Chemie | 1915 | Richard Willstätter |
1918 | Fritz Haber | |
1920 | Walther Nernst | |
1924 | Richard Zsigmondy | |
1927 | Heinrich Wieland | |
1928 | Adolf Windaus | |
1930 | Hans Fischer | |
1931 | Friedrich Bergius (mit Carl Bosch) | |
1936 | Peter Debye | |
1938 | Richard Kuhn | |
1939 | Adolf Butenandt (mit Leopold Ružička) | |
1943 | Georg von Hevesy | |
1944 | Otto Hahn | |
1950 | Kurt Alder und Otto Diels | |
1953 | Hermann Staudinger | |
1963 | Karl Ziegler (mit Giulio Natta) | |
1971 | Gerhard Herzberg | |
1979 | Georg Wittig (mit Herbert C. Brown) | |
Physik | 1905 | Philipp Lenard |
1911 | Wilhelm Wien | |
1914 | Max von Laue | |
1918 | Max Planck | |
1919 | Johannes Stark | |
1921 | Albert Einstein | |
1925 | James Franck und Gustav Hertz | |
1932 | Werner Heisenberg | |
1936 | Victor Franz Hess (mit Carl David Anderson) | |
1943 | Otto Stern | |
1954 | Max Born und Walther Bothe | |
Physiologie und Medizin | 1910 | Albrecht Kossel |
1922 | Otto Meyerhof (mit Archibald Vivian Hill) | |
1931 | Otto Heinrich Warburg | |
1935 | Hans Spemann | |
1939 | Gerhard Domagk | |
1945 | Ernst Chain (mit Sir Alexander Flemming und Sir Howard W. Florey) | |
1953 | Hans Adolf Krebs (mit Fritz Albert Lipmann) | |
1964 | Feodor Lynen (mit Konrad Bloch) | |
1973 | Karl von Frisch und Konrad Lorenz (mit Nikolaas Tinbergen) | |
Frieden | 1927 | Ludwig Quidde (mit Ferdinand Buisson) |
Der Nobelpreis ist kein Preis für ein Lebenswerk, sondern honoriert eine spezifische Forschungsleistung wie die Entdeckung eines Phänomens, eines Gesetzes, die Entwicklung einer Theorie oder eines Experiments (Heinze, Jappe & Pithan, 2019). Wie stark war die DFG in die Genese dieser Entwicklungen involviert? Die Frage ist auf Basis des vorliegenden Materials zumindest näherungsweise zu beantworten. Zwar ist es für wissenschaftliche Entdeckungen häufig charakteristisch, dass diese nicht „nach Plan“ entstehen. Der amerikanische Wissenschaftsforscher Robert K. Merton hat hierfür den Begriff der „Serendipität“ eingeführt. Manche Entdeckung mag also in einem DFG-geförderten Projekt erfolgt sein, das ursprünglich eine ganz andere Zielsetzung verfolgte. Für zwölf der Preisträger kann aber gleichwohl allein auf Basis des Titels ein direkter Zusammenhang der DFG-Förderung mit der Entdeckung, die mit dem Nobelpreis gewürdigt wurde, angenommen werden. Die folgende Aufstellung geht auf diese Fälle näher ein. Sie differenziert nach drei Preiskategorien (Physik, Chemie und Physiologie/Medizin).
Preisträger des Chemie-Nobelpreises
Heinrich Wieland wurde „für seine Forschungen über die Zusammensetzung der Gallensäure und verwandter Substanzen“ ausgezeichnet. Sowohl die hierfür wichtigen Untersuchungen zu dem Krötengift Bufotoxin („Arbeiten über die Konstitution des Giftstoffes der Kröte“) als auch zur Funktion der Gallensäure („Untersuchungen über die Konstitution der Gallensäuren und über die Farbstoffe der Schmetterlingsflügel“, „Untersuchungen über die Konstitution der Gallensäuren und des Cholesterins“) sind in den Jahren 1925 und 1926 von der DFG finanziert worden.
Auch Adolf Windaus' 1928 mit dem Nobelpreis gewürdigte Forschungen zu Pflanzengiften und Antirachitis-Vitaminen wurden mit insgesamt neun Bewilligungen aus den Jahren 1921 bis 1928 untertützt. Windaus war gleichzeitig Doktorvater von Adolf Butenandt. Butenandt wiederum finanzierte seine Untersuchungen auf dem Gebiet der Sexualhormone mit insgesamt acht DFG-Bewilligungen der Jahre 1928 bis 1936. Er bekam für diese Arbeiten 1939 den Chemie-Nobelpreis.
Im Jahr 1930 wurde Hans Fischer für seine Arbeiten „über den strukturellen Aufbau der Blut- und Pflanzenfarbstoffe und für die Synthese des Hämins“ geehrt. Für ihn sind fünf geförderte Anträge zu synthetischen Arbeiten an Blutfarbstoffen zwischen 1922 und 1928 verzeichnet.
Förderakte Otto Diels mit Bewilligung der Anträge zur Dien-Synthese.
Quelle: Bundesarchiv, Kartei des Reichsforschungsrats (ehem. BDC),
BArch R 26-III/785.
Kurt Alder und Otto Diels wurden nach dem Zweiten Weltkrieg (1950) „für ihre Entdeckungen und die Entwicklung der Dien-Synthese“ (Diels-Alder-Reaktion) ausgezeichnet. Für Otto Diels findet sich in den Akten der erste bewilligte Antrag „Untersuchungen über den Chemismus der Diensynthesen“ im Jahr 1933. Es folgten fünf Fortsetzungsanträge bis zum Jahr 1938. Für Kurt Alder findet sich in dem einzigen verzeichneten Antrag kein Bezug zum Nobelpreis.
Otto Hahn schließlich wurde weit über sein Fach hinaus bekannt. Der Chemie-Nobelpreis des Jahres 1944 (verliehen 1945) würdigte die Entdeckung und den radiochemischen Nachweis der Kernspaltung des Urans (Ende 1938) und des Thoriums (Anfang 1939). Otto Hahn ist in GEPRIS Historisch unter anderem mit einem 1936 entschiedenen Geräteantrag zwecks „Durchführung von Messungen der künstlichen Atomumwandlung“ verzeichnet. Dass das NS-Regime der Forschung Hahns besondere Bedeutung beimaß, zeigen drei Forschungsaufträge. Zwei davon sind nicht näher spezifiziert, einer mit „Spaltprozesse bei Kernprozessen“ bezeichnet. Diese Aufträge waren mit jeweils hohen (Stufe SS) und höchsten (Stufe DE) Dringlichkeitsstufen versehen, die Arbeiten erschienen den Auftraggebern somit als „kriegswichtig“.
In der Diskussion um diesen Chemie-Nobelpreis wird immer wieder darauf verwiesen, dass der Verdienst eigentlich auch den an der Entdeckung Beteiligten Lise Meitner und Otto Frisch gebührt hätte. Otto Hahn selbst hatte später beide für den Physik-Nobelpreis vorgeschlagen. Tatsächlich weist GEPRIS Historisch sieben einschlägige Anträgen von Lise Meitner nach. In fünf Fällen bearbeitete sie ihr Vorhaben noch in der Rolle einer Privatdozentin am Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie, zwei weitere Anträge stellte sie schließlich als Professorin. Lise Meitner war 1926 auf eine außerordentliche Professur an der Berliner Universität berufen worden. Sie war damit die erste Physik-Professorin Deutschlands.
Preisträger des Physik-Nobelpreises
Werner Heisenberg und Niels Bohr im Jahr 1934.
Quelle: Fermilab, U.S. Department of Energy, Heisenbergbohr, Public Domain
Werner Heisenberg erhielt den Nobelpreis 1932 für „die Begründung der Quantenmechanik, deren Anwendung – unter anderem – zur Entdeckung der allotropen Formen des Wasserstoffs geführt hat“. Die Förderung mit einem Stipendium zum Thema „Störungstheoretische Untersuchungen der Linienspektra“ im Jahr 1924 nutzte er zu seiner mathematischen Formulierung der Quantenmechanik, die (zusammen mit der „Heisenberg'schen Unschärferelation“) Basis für den Nobelpreis war (Rechenberg, 2010). Auch seine spätere Beteiligung am deutschen Uranprojekt (1939–1945) am KWI für Physik in Berlin ist in den DFG-Akten verzeichnet. Der Forschungsauftrag „Platten-Spezialkörper“ vom Juli 1944 diente wohl (nach einer Quellenübersicht der Max-Planck-Gesellschaft) zur Freistellung für die Arbeiten an der „Herstellung des Platten-Spezialkörpers aus Uran (5000 kg)“.
Im Jahr 1954 wurden Max Born und Walther Bothe gemeinsam mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet. Bothes preisgekrönte „Koinzidenzmethode“ geht auf das Jahr 1925 zurück. Er ist bei der DFG jedoch erst mit Anträgen ab 1930 (und bis 1944) verzeichnet, die hierzu unmittelbar keinen Bezug erkennen lassen. Anders liegt der Fall von Max Born, für den zehn geförderte Anträge aus den Jahren 1922 bis 1927 dokumentiert sind. Die berühmte, von ihm 1926 vorgeschlagene und später ausgezeichnete statistische Interpretation der Wellenfunktion deckt sich mit den 1925 bis 1927 beantragten „Arbeiten zur Quantenmechanik“ sowie den „Theoretischen Untersuchungen über Atombau“. Im Jahr 1923 wurde ihm darüber hinaus eine elektrische Rechenmaschine aus dem Apparatebestand der DFG leihweise zur Verfügung gestellt für die „Ausführung langwieriger numerischer Rechnungen“.
Zu verweisen ist schließlich auf Otto Stern, Physik-Preisträger des Jahres 1943. Der Preis, der für seinen Beitrag zur Entwicklung der Molekularstrahl-Methode und für seine Entdeckung des magnetischen Moments des Protons vergeben wurde, bezieht sich auf ein Vorhaben zur Molekularstrahlmethode, das in den Jahren 1922 bis 1924 mit mehreren DFG-Bewilligungen gefördert wurde.
Preisträger des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin
Otto Warburg wurde für die Entdeckungen zum Sauerstoffverbrauch in lebenden Zellen im Jahr 1928 ausgezeichnet. Vor allem die DFG-finanzierten Untersuchungen zum „Atmungsferment“ (1928/29) stehen im direkten Bezug zur preisgekrönten Forschung. Der letzte verzeichnete Nobelpreis für DFG-Antragsteller der Jahre 1920 bis 1945 ging 1973 gemeinsam an Karl von Frisch und Konrad Lorenz für ihre Entdeckungen betreffend den Aufbau und die Auslösung von individuellen und sozialen Verhaltensmustern. Die Auszeichnung für die Entdeckung des Schwänzeltanzes Ende der 1920er (Karl von Frisch) fußt auf einem über viele Jahre DFG-geförderten Vorhaben zu „sinnesphysiologischen Untersuchungen an Bienen und Fischen“ (1928 bis 1936). Den jungen Konrad Lorenz wiederum unterstützte die DFG zunächst als Stipendiat und dann mit mehreren Sachbeihilfen 1937 bis 1942 in seinen Studien zu „instinktmäßig angeborenen Bewegungsweisen von Vögeln, insbesondere von Anatiden“.
Bisher unerwähnt blieb Albert Einstein, der 1921 „für seine Verdienste um die theoretische Physik, besonders für seine Entdeckung des Gesetzes des photoelektrischen Effekts“ mit dem Nobelpreis geehrt wurde. Einstein, seinerzeit (1917 bis 1933) Direktor des in Berlin angesiedelten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik, verfügte dort offensichtlich über ausreichend Forschungsmittel, um nicht auf Drittmittelförderung angewiesen zu sein. In den DFG-Akten ist er jedenfalls nur mit einem im Jahr 1926 eingereichten Antrag verzeichnet. In diesem bittet er um Unterstützung eines von ihm empfohlenen Stipendiaten, des russischen Physikers Jakob Brommer. Dieser sollte unter Einsteins Anleitung die „Beziehungen der Relativitätstheorie zum Atombau“ untersuchen. Der Fall brach klar mit einer Regel – keine Bewilligungen an Ausländer! Erschwerend kam hinzu, dass der Stipendiat zum Zeitpunkt der Beantragung bereits 47 Jahre alt war. Der mit dem Fall befasste Fachausschussvorsitzende Max von Laue kam gleichwohl zu dem Urteil „Bewilligung selbstverständlich“. Und auch der für die schlussendliche Entscheidung verantwortliche DFG-Präsident Friedrich Schmidt-Ott war angesichts der Bedeutung der Arbeiten Einsteins „jedoch ausnahmsweise bereit“, das beantragte Stipendium zu befürworten (Mertens, 2004: 146f.).
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahr 1933 hatte in vielerlei Hinsicht Auswirkungen auf die durch die DFG finanzierte Forschung und dabei auch auf die Würdigung der Leistungen von Nobelpreisträgern. Die unmittelbarste Wirkung ergab sich aus dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933, durch das politisch unliebsame Personen, beispielsweise Mitglieder der Kommunistischen Partei und Personen mit mindestens einem jüdischen Großelternteil, aus ihren Positionen entlassen oder als Nachwuchsgelehrte an der Fortsetzung ihrer Studien und Forschungsarbeiten gehindert wurden (vgl. Themenseite „Vertriebene Wissenschaftler/-innen“).
Der König von Schweden präsentiert die Nobelpreise in Stockholm 1936. Otto Loewi, Sir Henry Dale (Medizin), Peter Debye (Chemie), Carl D. Anderson, Victor Hess (Physik). Im selben Jahr wurde dem Pazifisten und im KZ inhaftierten Carl von Ossietzky rückwirkend der Friedensnobelpreis für das Jahr 1935 verliehen, woraufhin Adolf Hitler die Annahme oder das Tragen des Nobelpreises für deutsche Wissenschaftler untersagte.
Quelle: King of Sweden presents Nobel prize Wellcome L0002313, CC BY 4.0.
Für elf der 43 verzeichneten Nobelpreisträger ist eine solche erzwungene Emigration dokumentiert. Gustav Hertz, Karl von Frisch und Otto Warburg, die jüdische Vorfahren hatten, gelang es nur unter erschwerten Bedingungen, in Deutschland zu verbleiben und ihre Forschung fortzusetzen. Gerhard Herzberg, Ernst Chain und Hans Adolf Krebs erzielten ihre später mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Forschungsergebnisse nach erzwungener Migration im Ausland. Peter Debye, James Franck, Victor Franz Hess und Otto Stern migrierten in die USA, Max Born, Ernst Chain und Hans Adolf Krebs nach Großbritannien und Gerhard Herzberg nach Kanada. Georg von Hevesy und Otto Meyerhof mussten mehrfach vor den Nationalsozialisten fliehen. Otto Meyerhof konnte 1938 zunächst über die Schweiz nach Paris entkommen, bis die deutschen Truppen dort einmarschierten und er über Spanien und Portugal schließlich in den Vereinigten Staaten Asyl erhielt. Der ungarngebürtige Georg von Hevesy floh 1937 nach Kopenhagen und 1943 nach Stockholm.
Mittelbar kam hinzu, dass auch der Nobelpreis selbst von den Nationalsozialisten aus ideologischen Gründen abgelehnt wurde: Die Verleihung des Friedensnobelpreises an den Pazifisten und im Konzentrationslager inhaftierten Carl von Ossietzky im Jahr 1936 wurde von Adolf Hitler als Affront gewertet. Fortan war das Annehmen oder Tragen des Preises untersagt. Um einer Beschlagnahmung vorzubeugen, hatten deshalb James Franck und Max von Laue, solange sie noch in Deutschland waren, ihre Medaillen Nils Bohr anvertraut, der diese im Institut für theoretische Physik in Kopenhagen verwahrte. Als die deutschen Soldaten 1940 Kopenhagen okkupierten, befürchtete Bohr die Konfiszierung der Medaillen. Daraufhin löste der ebenfalls geflohene und vor Ort forschende spätere Chemie-Nobelpreisträger George von Hevesy die Medaillen in Königswasser auf und machte sie so quasi „unsichtbar“. Nach dem Kriegsende extrahierte er das gelöste Gold wieder. Die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften formte daraus auf seine Bitte neue Medaillen und übergab diese 1952 erneut an von Laue und Franck. Victor Franz Hess wurde um das mit der Auszeichnung verbundene Preisgeld gebracht. Nachdem die Rassengesetze Deutschlands im Jahr 1938 auch in Österreich Anwendung fanden, wurde er wegen seiner Ehe mit einer Frau jüdischer Abstammung und seiner politischen Einstellung fristlos und ohne Pension von der Universität Graz in den Ruhestand versetzt. Hess musste sein Preisgeld als sogenannte „Reichsfluchtsteuer“ in „Reichsschatzscheine“ umtauschen und flüchtete mittellos zunächst in die Schweiz und dann in die USA. Dort nahm er eine Stelle an der Fordham University in New York an (Salzburger Nachrichten, 2012).
Von den deutschen Forschern war nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Heinz Spemann der letzte, der den Preis im Jahr 1935 entgegennahm. Richard Kuhn (Chemie-Nobelpreis 1938), Adolf Butenandt (Chemie-Nobelpreis 1939) und Gerhard Domagk (Medizin-Nobelpreis 1939) haben den Preis aufgrund des Verbots, das die Nationalsozialisten ausgesprochen hatten, nicht mehr entgegennehmen können. Richard Kuhn war ein überzeugter Nationalsozialist. Er war 1943 an der Erforschung von Nerven und Giftgasen beteiligt sowie, davon gehen die Historikerin Angelika Ebbinghausen und der Arzt und Publizist Karl Heinz Roth aus, an unethischen Menschenversuchen. Kuhn wurde 1940 Fachspartenleiter für organische Chemie beim Reichsforschungsrat.
Archiv der Max-Planck-Gesellschaft: Dokumente zum deutschen Uranprojekt 1939 bis 1945. www.archiv-berlin.mpg.de/83579/uranprojekt_quelleninventar.xls.
Ebbinghaus, Angelika, Roth, Karl Heinz, 2002: Vernichtungsforschung. Der Nobelpreisträger Richard Kuhn, die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und die Entwicklung von Nervenkampfstoffen während des Dritten Reichs, in: 1999. Zeitschrift für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Band 17, Heft 1, S. 15–50.
Heinze, Thomas, Jappe, Arlette und David Pithan, 2019: From North American hegemony to global competition for scientific leadership? Insights from the Nobel population. PLoS ONE 14(4):e0213916. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0213916.
Mertens, Lothar, 2004: „Nur politisch Würdige“. Die DFG-Forschungsförderung im Dritten Reich 1933–1937, Berlin.
Nobelprize.org: Carl von Ossietzky – Biography. www.nobelprize.org/prizes/peace/1935/ossietzky/biographical/.
Nobelprize.org: A unique gold medal.
www.nobelprize.org/prizes/about/the-nobel-medals-and-the-medal-for-the-prize-in-economic-sciences.
Rechenberg, Helmut, 2010: Die ersten mathematischen Formulierungen der Quantenmechanik: Matrizenmechanik, Quantenalgebra und Operatorenmechanik, in: Werner Heisenberg – Die Sprache der Atome, Berlin, Heidelberg.
Salzburger Nachrichten, 2012: Victor Franz Hess – Der vergessene Nobelpreisträger. www.sn.at/panorama/international/victor-franz-hess-der-vergessene-nobelpreistraeger-6248377.