Die in GEPRIS Historisch veröffentlichten Daten gehen auf die Arbeit einer Forschungsgruppe zurück, die sich Anfang der 2000er-Jahre, aufgeteilt auf mehrere von der DFG finanzierte Einzelvorhaben, mit verschiedenen Aspekten der Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den Jahren 1920 bis 1970 auseinandergesetzt hat. Das Informationssystem GEPRIS gibt einen vollständigen Überblick über die geförderten Vorhaben.
In dem von dem Berliner Wissenschaftshistoriker Rüdiger vom Bruch sowie von dem Freiburger Historiker für Neuere und Neueste Geschichte Ulrich Herbert geleiteten Teilprojekt „Wissenschaftliche Erschließung des DFG-Aktenbestandes im Bundesarchiv (Berlin/Koblenz)“, das von der DFG in den Jahren 2006 bis 2012 gefördert wurde, hat der damit befasste Berliner Historiker Sören Flachowsky insgesamt mehr als 50.000 Nachweise zu DFG-Förderanträgen der Jahre 1920 bis 1945 erschlossen. Der Abschlussbericht (Flachowsky, 2013) zu dem Vorhaben dokumentiert ausführlich, wie dabei vorgegangen wurde und welche Quellen zugrunde lagen.
Um die Daten der DFG-Forschungsgruppe weiter anzureichern, erfolgten im Rahmen der Aufbereitung umfangreiche Verknüpfungen mit online zugänglichen Datensammlungen. Durch Verlinkung auf die Datenbestände vor allem von www.deutsche-biographie.de und www.wikipedia.de ist es so vor allem möglich, vertiefende Informationen zu den hinter den in GEPRIS Historisch erfassten Anträgen stehenden Personen zu recherchieren. Darüber hinaus wurden entsprechende Verlinkungen auch für die Forschungseinrichtungen dieser Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler recherchiert sowie für ausgewählte Vorhaben.
Der folgende Text skizziert zunächst die wichtigsten Quellen und Arbeitsschritte zu dem Teilprojekt der DFG-Forschungsgruppe und beschreibt dann in kurzer Form die Maßnahmen zur Erschließung von in Bezug stehenden Onlinedatensammlungen durch die DFG. Der Text schließt mit Hinweisen, wie Sie selbst zur weiteren Entwicklung des Informationssystems beitragen können.
Etwa 50.000 nachgewiesene Förderfälle der Jahre 1920 bis 1945 – das klingt zunächst nach einer sehr hohen Abdeckung des Förderhandelns der DFG und des ihre Geschäfte ab 1937 weitgehend übernehmenden Reichsforschungsrats (RFR). Gleichwohl ist festzuhalten, dass diese Daten Lücken aufweisen – und aufgrund ihrer Systematik auch zum Teil historisch schwerwiegende Lücken.
Frühe Aussagen zur Repräsentativität der überlieferten Akten finden sich bei
Notker Hammerstein, der auf eine Quelle verweist, wonach
„es schon 1939, beim Umzug in ein neues Gebäude, notwendig (war),
‚sämtliche Akten und Rechnungsbelege ... einzustampfen‘“, und er geht
weiterhin davon aus, dass sich dies „abgesehen von Kriegsverlusten, noch mehrfach wiederholt“
hat( Hammerstein, 1999: 10). Was so betrachtet als genereller Aktenverlust erscheint, wird von
Mertens ergänzt um Hinweise auf systematische Lücken. So schlussfolgert Mertens aus
einem Abgleich mit einem im sogenannten Hoover Institution Archive in Stanford (USA) entdeckten
Aktenbestand mit 1.140 Gutachten
des
NSD-Dozentenbunds, dass Stipendienakten in den
Jahren der
Weimarer Republik überhaupt nur angelegt wurden, wenn eine Bewilligung ausgesprochen wurde.
Diese Folgerung wird durch die GEPRIS Historisch zugrunde gelegten Daten weitgehend bestätigt,
allerdings mit der Einschränkung auf die Jahre bis 1927, für die tatsächlich insgesamt nur fünf
abgelehnte Stipendienanträge mit Quellverweis auf Akten zu finden sind.
Deutlich schwerer wiegt der Umstand, dass davon auszugehen ist, dass in den 30er-Jahren gezielt mehrere hundert Akten jüdischer Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen vernichtet wurden. Dies leitet Mertens aus dem Umstand ab, dass beim Abgleich mit überlieferten Hauptausschusslisten jeweils genau zu jenen Wissenschaftlern Akten fehlten, von denen bekannt ist, dass sie Juden waren. Mertens hält fest: „Das alt bekannte Prinzip ,quod non est in actis, non est in mundo' bedeutet hier fatalerweise nicht weniger, als dass nicht nur zahlreiche jüdische Wissenschaftler durch die Shoah in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern umkamen, sondern dass sie aufgrund der Aktenvernichtung auch quasi aus dem bürokratischen Förderungsprozess ausgelöscht wurden“ (Mertens, 2004: 19).
Der Umstand, dass für die GEPRIS Historisch zugrunde gelegte Datensammlung durch Sören Flachowsky nicht nur Akten ausgewertet wurden, sondern auch wie eben referenzierte Bewilligungslisten für die Gremien und andere im Folgenden beschriebene Quellen, trägt dazu bei, dass die NS-Aktenvernichtung in dieser Hinsicht nicht vollständig „erfolgreich“ war: Zumindest die Namen von Bewilligungsempfängern, die Fächer, in denen sie aktiv waren, und die Titel der Forschungsvorhaben, die sie mit Unterstützung der DFG bearbeiten wollten, sind dokumentiert.
Nach einer (vorsichtigen) Schätzung Sören Flachowskys kann man davon ausgehen, dass für die Jahre 1920 bis 1933 circa 80 bis 85 Prozent aller bei der DFG beantragten Projekte zumindest mit einigen Stammdaten erfasst sind. Die festgestellten Lücken beziehen sich dabei vor allem auf die Jahre 1931 bis 1933. Der Zeitraum von 1934 bis 1944 ist schließlich zu annähernd 100 Prozent in den Quellen dokumentiert, wenn auch nicht, wie im Folgenden ausgeführt, zu eben diesen 100 Prozent in GEPRIS Historisch recherchierbar.
Maßgebliche Quelle von GEPRIS Historisch bilden Dokumente, die im Bundesarchiv
(BA) lagern, in erster Linie in Form von Fallakten. Das Bundesarchiv hat den gesetzlichen
Auftrag, das Archivgut des Bundes auf Dauer zu sichern und nutzbar zu machen. Dabei handelt es
sich um Unterlagen wie Akten, Karten, Bilder, Plakate, Filme und Tonaufzeichnungen in analoger
und digitaler Form. Diese Unterlagen sind bei zentralen Stellen des Heiligen Römischen Reiches
(1495–1806), des Deutschen Bundes (1815–1866), des Deutschen Reiches (1867/71–1945), der
Besatzungszonen (1945–1949), der Deutschen Demokratischen Republik (1949–1990) und der
Bundesrepublik Deutschland
(seit 1949) entstanden (vgl. „Über uns“ auf
www.bundesarchiv.de).
Neben diesen Bundesakten sammelt das Archiv auch Nachlässe von bedeutenden Personen, Unterlagen von Parteien sowie von Verbänden und Vereinen mit überregionaler Bedeutung – so eben auch Akten der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Tatsächlich ist die DFG einer der „Hauptkunden“ des BA: Die Akten, auf denen das Informationsangebot von GEPRIS Historisch maßgeblich fußt, füllten immerhin 64 Kisten, als sie zunächst Anfang der 50er-Jahre wieder in den Besitz der Deutschen Forschungsgemeinschaft übergingen – wie sich einem Artikel im DFG-Magazin entnehmen lässt, auf übrigens recht abenteuerlichem Wege. Die DFG hat diese Akten 1972 an das BA übergeben. Dieses wurde auch in den Folgejahren regelmäßig und umfangreich von der DFG mit Fallakten beliefert. Allein für die Jahre 1949 bis 1985 sind 220.000 Akteneinheiten (Signatur B 227) dokumentiert (Bruch et al., 2002: 12), für die Jahre bis 2004 kam etwa noch einmal die gleiche Menge dazu. Mit der 2005 erfolgten Umstellung auf die elektronische Antragstellung wurden die Lieferungen antragsbezogener Akten an das Bundesarchiv eingestellt.
Tatsächlich war es neben diesem besonderen Aktenbestand aber auch möglich, verschiedene Verzeichnisse, Listen und Karteisysteme für GEPRIS Historisch zu erschließen. Der Mehrwert dieses Multiquellen-Zugangs ergibt sich zum einen aus dem Umstand, dass so oben erwähnte Fall-Lücken zu schließen waren. Zum anderen konnten über diesen Zugang auch inhaltliche Lücken geschlossen sowie in den Akten enthaltene Widersprüche (zum Beispiel zur Frage des Fachausschusses oder der Fachsparte, in der ein Antrag bearbeitet wurde) behoben und aufgelöst werden.
Die folgende Übersicht spezifiziert die Hauptquellen, die der Bearbeiter Sören Flachowsky für GEPRIS Historisch erschlossen hat (zu diesen und ergänzend herangezogenen Quellen vgl. Flachowsky, 2013):
In GEPRIS Historisch werden die jeweils einen Fall belegenden Quellen in der Antragssicht ausgewiesen. In der Regel ist ein Antrag durch zwei, manchmal auch mehr Quellen bestätigt. Die Kennzeichnung erfolgt dabei in der Regel nach den in der vorangestellten Übersicht zitierten Ansetzungsregeln. Im Folgenden werden einige ausgewählte Charakteristika dieser Quellen skizziert.
Der R-73-Bestand ist klar die detailreichste Quelle der Datensammlung. Dieser Bestand wurde im Rahmen des DFG-geförderten Projekts nicht nur für GEPRIS Historisch aufbereitet, sondern auch für das Bundesarchiv (BA). Das Bundesarchiv hat dieses Findbuch online veröffentlicht und ermöglicht es so interessierten Historikerinnen und Historikern weltweit, sich über den DFG-bezogenen R-73-Aktenbestand zu informieren.
In Zusammenarbeit mit dem BA bietet GEPRIS Historisch die Möglichkeit, von jedem Förderfall, zu dem eine R-73-Akte vorliegt, auf deren Eintrag im BA-Findbuch per Link zuzugreifen. Auf diese Weise ist es etwa möglich, die den einzelnen Förderfall kontextualisierenden weiteren Projekte eines Wissenschaftlers oder einer Wissenschaftlerin zu identifizieren und sich von dort aus weiter durch das Findbuch zu bewegen.
Ein Manko dieser Quelle ist, dass sie für die Jahre der Weimarer Republik große Lücken aufweist. Akten wurden, wie oben skizziert, zum einen im Rahmen eines Umzugs der Geschäftsstelle im Jahr 1939 in großem Umfang vernichtet. Zum anderen, und historisch mit deutlich größerer Tragweite, wurden Akten jüdischer Antragsteller systematisch entfernt. Schließlich ist der R-73-Bestand auch für die Jahre ab 1937 von nur noch geringem Aussagewert, da lediglich der Bereich der Geisteswissenschaften bei der DFG verblieb und die weitere Förderung durch den Reichsforschungsrat (RFR) erfolgte. Vereinzelt enthalten R-73-Akten der RFR-Zeit Komplementär-Akten zu dort bearbeiteten Vorgängen, etwa in Form von Personalbögen, oder bezogen auf abrechnungstechnische Fragen. Eine Lücke ergibt sich schließlich auch bezogen auf die letzten Kriegsjahre und hier auf noch laufende Projekte, da die Verwaltungsunterlagen bis zum jeweiligen Projektabschluss bei den Fachspartenleitern lagerten und nach dem Sommer 1945 nicht mehr den Weg in die DFG-Geschäftsstelle fanden. Nach Schätzung von Lothar Mertens aufgrund der Zusammenzählung von Stammnummern (Aktenzeichen) umfasst die Lücke etwa 5 Prozent der tatsächlich angelegten Akten (vgl. Bruch et al., 2002: 11).
Neben mehreren tausend Fallakten enthält der R-73-Bestand auch sogenannte Fachausschusslisten für die Jahre 1927 bis 1933/34, die es erlauben, bezogen auf Fälle mit fehlenden Akten zumindest Angaben zur geförderten Person, dem Titel ihres Projekts sowie zum Fachausschuss, in dem der Antrag beraten wurde, zu erschließen.
Der R-26 III-Bestand umfasst Akten aus der Zeit, in der die Geschäfte der DFG weitgehend in die Verantwortung des Reichsforschungsrats übergingen (1937 bis 1945). Der Bestand wurde in mehreren Stufen zwischen 1959 und 1985 aus amerikanischem (Library of Congress) beziehungsweise englischem Besitz (Imperial War Museum) an das Bundesarchiv übergeben. Unterlagen des ersten Reichsforschungsrats (1937 bis 1942) sind kaum überliefert. Demzufolge konzentriert sich der gesamte Bestand hauptsächlich auf die Zeit von 1942 bis 1945.
Der R-26 III-Bestand umfasst etwa 800 Akten und setzt sich wie folgt zusammen:
Zum ersten Teil gehören umfangreiche Karteien und Übersichten über vom RFR und anderen staatlichen sowie militärischen Institutionen geförderte Forschungsprojekte. Diese nach verschiedenen Gesichtspunkten geordneten Aufstellungen beinhalten neben den geförderten Personen und Instituten auch Themen und Förderzeiträume und bieten daher eine gute Grundlage für eine Untersuchung der Forschungsförderung des RFR in der Zeit des Nationalsozialismus. Bezogen auf den zweiten Teil ist festzuhalten, dass die RFR-Fachsparten hier nicht repräsentativ abgebildet werden. Für Landbauwissenschaft und Biologie, Medizin und anorganische Chemie sind nur wenige Akten überliefert, Nichteisenmetalle, Eisen und Stahl sowie vor allem Physik sind dagegen umfassender dokumentiert (vgl. Bruch et al., 2002: 5).
Der Bestand umfasst Akten aus den Beständen des Reichsministeriums des Inneren. Dort enthalten sind etwa die sogenannten Fach- und Hauptausschusslisten der Notgemeinschaft für die Jahre 1920 bis 1933. Die Listen verzeichnen alle in den Jahren zur endgültigen Entscheidung durch den Hauptausschuss vorgebrachten Anträge mit Angaben zum Namen des Antragstellenden, des Titels des Vorhabens und der beantragten Summe. Obwohl die im Bestand R 1501 des Bundesarchivs enthaltenen DFG-Fachausschusslisten für den Zeitraum 1920 bis 1933 einige Lücken aufweisen, ergaben sich pro Rechnungsjahr durchschnittlich immerhin 1.600 Projekteinträge (vgl. Flachowsky, 2013: 9).
In den Jahren 1922 bis 1933 hat die DFG insgesamt zwölf Jahresberichte veröffentlicht, die sich auf Geschäftsjahre (jeweils April eines Jahres bis März des Folgejahres) beziehen und verschiedene Listen der geförderten Vorhaben enthalten. Überwiegend bieten diese Übersichten Angaben zur Person (Name und erster Buchstabe des Vornamens), ihrem Ort, dem Titel des Vorhabens, der Beihilfeart und dem Fachausschuss, in dem das Vorhaben zur Entscheidung kam.
Die Jahresberichte wurden in ihrer Struktur sowie im Aufbau der Nachweise zu geförderten Einzelmaßnahmen laufend Änderungen unterzogen. Dies führt dazu, dass diese Quelle im Laufe der Jahre unterschiedlich ertragreich war. In eindrucksvoller Weise verdeutlichen lässt sich dies am Beispiel von Forschungsstipendien – nicht nur in Form einer Art von Quellenkritik, sondern auch als Beleg für eine durchaus wechselhafte Policy im Umgang mit diesem besonderen Förderinstrument.
Wie an anderer Stelle herausgearbeitet, zählte die Frage, wie es gelingen kann, dem Nachwuchs wirkliche Perspektiven für eine Laufbahn in der Wissenschaft zu bieten, von Beginn an zu den Leitfragen der DFG. Vor diesem Hintergrund ist es aus heutiger Sicht eher irritierend, dass in den ersten vier Jahresberichten zwar rein zahlenmäßig auf geförderte Stipendien eingegangen wurde, für eine Auflistung der im Einzelnen geförderten Maßnahmen aber kein Raum war. Die Irritation wird durch den Umstand verstärkt, dass in Bezug auf „Forschungsreisen“ durchaus eine Dokumentationspflicht anerkannt wurde. So heißt es diesbezüglich für das Geschäftsjahr 1923/24, dass sich „die Notgemeinschaft in der Zeit der Inflation aus Mangel an ausreichenden Mitteln ... größte Zurückhaltung auferlegen“ musste (Notgemeinschaft 1924: 55). Die Zurückhaltung drückt sich denn auch deutlich in der Zahl der geförderten Reisen aus – ganzen 42 Wissenschaftlern wurde die Möglichkeit eingeräumt, mit DFG-Mitteln ins Ausland zu reisen. Jede dieser Reisen ist im Bericht dokumentiert – aber keines der knapp 100 Stipendien.
Für das Geschäftsjahr 1925/26 wird berichtet, dass insgesamt 131 Stipendien neu bewilligt wurden und weitere 103 Stipendien verlängert. Und es erscheint erstmals eine (wenn auch unvollständige) Liste der geförderten Arbeiten – in nach Fachausschüssen gegliederter Form. Aber, und dies erscheint dann aus heutiger Sicht doch recht kurios, die Liste ist, wie der folgende Ausschnitt zeigt, „anonym“.
Geförderte Forschungsstipendien im Berichtsjahr 1925/26 (Auszug).
Quelle: Notgemeinschaft 1926: 122.
Für das Geschäftsjahr 1928/29 kommt es dann zu einer 180-Grad-Wende. Das in seinem Textumfang deutlich gewachsene Kapitel Forschungsstipendien (immerhin 41 von 212 Seiten) bietet nun einen ganzen Apparat an Statistiken, etwa zur Mitarbeit von Stipendiaten an den seinerzeit noch recht jungen Gemeinschaftsarbeiten (in der Unterscheidung nach zwölf Fächern), zur Zahl abgelehnter Stipendien je Fach und sogar – eine Art Ranking – zur Zahl der Stipendien je Universitäts- und Hochschulstandort (mit Abstand angeführt von Berlin (165 Stipendien), es folgen München (63), Bonn (33) und Breslau (29)). Vor allem aber lüftet dieser Jahresbericht nun auch das Geheimnis der Personen, die hinter den einzelnen Stipendien stehen. Mehr noch, für jedes in den Bericht aufgenommene Stipendium hält der Bericht sogar ein kurzes Abstract bereit, das über den Fortgang der Arbeiten Auskunft gibt (vgl. folgende Abbildung).
Beispieleintrag zu einem bewilligten Stipendium aus einem DFG-Jahresbericht.
Quelle: Notgemeinschaft 1929: 125.
Auch hier folgt allerdings die Ernüchterung auf dem Fuße, denn wie einleitend zu diesen Profilen festgehalten wird, konnte nur etwa ein Zehntel der der Notgemeinschaft vorliegenden Stipendiaten-Berichte für den Jahresbericht Berücksichtigung finden. Von 670 im Berichtsjahr 1928/29 laufenden Stipendien gelangten so nur genau 66 Fälle via Jahresberichtsnachweis in die Datenbasis.
Gerade für Stipendien sind die zwölf Jahresberichte der Notgemeinschaft so also ein eher unergiebiger Fundus für GEPRIS Historisch – der allerdings durch die weiteren beschriebenen Quellen hinreichend ausgeglichen wird.
Auch der Reichsforschungsrat (RFR) arbeitete mit regelmäßigen Berichten, allerdings nicht in Form von Geschäftsberichten, sondern nur mit Listen der geförderten Maßnahmen – vertraulich und als Manuskript gedruckt. Beachtenswert erscheint, dass dabei schon in der Überschrift verdeutlicht wurde, welche Arbeitsteilung man zwischen RFR und DFG als angemessen ansah: „ Überblick über die vom Reichsforschungsrat im ersten Rechnungshalbjahr 1937/38 (1. 4. bis 30. 9.) unterstützten wissenschaftlichen Arbeiten unter Beifügung der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft auf den geisteswissenschaftlichen Gebieten geförderten Arbeiten“. „Geisteswissenschaften“ waren also nach wie vor DFG-Sache, wurden aber auch nicht weiter ausdifferenziert – im Gegensatz zu den bis 1936 üblichen Fachausschüssen, wo immerhin 9 von 21 dieser Gremien jeweils eigene Teilgebiete der Geistes- und Sozialwissenschaften bearbeiteten. Die Berichte sind in fachbezogene Kapitel unterteilt (zum Beispiel „Naturwissenschaften und Technik“, „Wehrmedizin“, „Forst- und Holzforschung“ oder eben „Geisteswissenschaften“), innerhalb dieser Kapitel erfolgt in den frühen Ausgaben eine Unterscheidung nach den Forschungseinrichtungen, aus denen die Anträge eingereicht wurden. Es werden nur bewilligte Vorhaben dokumentiert. Die folgende Infobox zeigt einen Auszug aus dem Kapitel „Geisteswissenschaften“ und dort Vorhaben, die an der Universität Berlin gefördert wurden.
Dr. W. Gehl, Leipzig: Der germanische Schicksalsglaube.
"Die Arbeit baut auf sämtlichen germanischen Quellenzeugnissen auf und behandelt in dem vorliegenden Teile den Stoff systematisch. Der II. Teil wird die geschichtliche Entwicklung und die eigene Stellung der einzelnen Quellen und Quellengruppen untersuchen; er wird innerhalb der nächsten 2 Jahre zum Abschluß kommen.
Prof. Dr. G. Gerullis: Untersuchungen über die Ordens- und Herzogszeit von Preußen und Livland.
In Bibliotheken und Archiven Süddeutschlands, Hollands, Polens und der Schweiz werden Akten und Bücher der Ordens- und Herzogszeit von Preußen und Livland durchgearbeitet.
Dr. H. Grünewald: Moralität des Führers und Legalität des Volkes in Platons Politeia.
Die Arbeit will dartun, daß Platons Lehre von einer doppelten Moral sich im Gegensatz zu Kants individualistischer Ethik auf einen nationalstaatlichen Universalismus gründet. Den angeborenen Tugenden des Führers werden die anerzogenen Tugenden des Volkes gegenübergestellt. Platon gründet seine Auffassung auf die Naturanlage und schafft einen Staat mit einer geschlossenen Weltanschauung, die das ganze Leben bestimmt. Es wird ein Platonbild geschaffen, das gegenüber den seitherigen Auffassungen die platonische Ideenlehre weniger von den platonischen Alterswerten her sehen will.
Prof. Dr. F. Haenisch: Wörterbuch zu Manghol un Niuca Tobca’an (Yüan-ch’ao pi-shi). Die Geheime Geschichte der Mongolen.
Es handelt sich um das abschließende wissenschaftliche Beiwerk zu einer von Prof. Haenisch bereits im Jahre 1936 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft veröffentlichten Ausgabe. Dr. G. Heß, Berlin: Pierre Gassend. Der französische Späthumanismus und das Problem von Wissen und Glauben.
In der Auseinandersetzung zwischen dem mittelalterlichen Weltbild und dem im Humanismus verkörperten Geiste ist die spätere Phase des französischen Humanismus im Zeitalter der Gegenreformation von besonderer Bedeutung. Die Geschichte dieser Spannung und ihrer Lösung, der erneute Versuch der Verselbständigung des Menschen soll am Beispiel des hervorragendsten Vertreters des Späthumanismus, Pierre Gassend, geschichtlich und psychologisch dargestellt werden."
Quelle: Reichsforschungsrat 1939: 104-105.
In den später als „Kurzberichte“ benannten Ausgaben, die in ihrem Untertitel die klar auch lenkende Funktion des RFR zum Ausdruck bringen (dokumentiert werden die „auf Anregung und mit Unterstützung des Reichsforschungsrates durchgeführten wissenschaftlichen Arbeiten“ ), erfolgt die Aufteilung nach Fachgebieten, die geförderten Projekte werden dann alphabetisch (nach dem Namen des Antragstellenden) gelistet, dann aber zusätzlich mit Angaben zum Institut. Die folgende Infobox liefert hierfür ein Beispiel.
Wie beide Infoboxen weiterhin zeigen, handelt es sich bei dieser Quelle nicht um reine Personen-/ Projektlisten, in vielen Fällen sind die einzelnen Projekte auch mit kurzen Abstracts beschrieben. Aus den Listen geht nicht hervor, welches Förderinstrument jeweils zum Einsatz kam.
"Dr. L. Biermann, Berlin-Babelsberg, Universitäts-Sternwarte.
Untersuchungen über die Oszillatorenstärke astro-physikalisch wichtiger Linien.
Die Rechnungen zerfielen in 2 Abschnitte. Im ersten wurde die Ladungs- und Feldverteilung verschiedener Atome mit abgeschlossenen Elektronenschalen untersucht. Nach vorbereitenden Rechnungen am Kaliumion wurden die Atomfelder des 2. Magnesiumions und des 1. Aluminiumions bestimmt. Die Ergebnisse dieser Rechnungen werden in der allernächsten Zeit publiziert werden. Der 2. Arbeitsabschnitt umfaßte die Abteilung der·Wellenfunktionen des Leuchtelektrons in seinen verschiedenen Zuständen sowie die Ableitung der Oszillatorenstärken aus denselben. Zur Entwicklung der Methode wurden vorbereitende Rechnungen am Natriumatom durchgeführt, das aus anderen Untersuchungen am besten bekannt ist. Die eigentlichen Rechnungen wurden zunächst für das Kaliumatom und das Magnesiumion in Angriff genommen; diejenigen für das Kalium sind nahezu beendet.
Professor Dr. Paul ten Bruggencate, Göttingen, Universitäts-Sternwarte.
Untersuchungen über die Zusammenhänge zwischen Vorgängen in der Sonnenkorona und den Störungen der Ionosphäre.
Die Kenntnis des Zustandes der hohen Atmosphärenschichten, der Ionosphäre, ist für den Kurzwellenempfang und für eine sichere Luftnavigation von ausschlaggebender Bedeutung. Es ist aber eine bekannte Tatsache, daß der physikalische Zustand der Ionosphäre stark durch die Vorgänge auf der Sonne zum Beispiel durch Sonneneruptionen beeinflußt wird. Störungsherde auf der Sonne lassen sich häufig schon 6 bis 7 Tage vor ihrer Wirksamkeit durch Beobachtung insbesondere des Ostrands der Sonnenscheibe erkennen. Die auftretenden Erscheinungen sollen laufend mit einem 200-mm-Coronographen beobachtet werden. Es ist im Hinblick auf die Bedeutung der vorliegenden Untersuchungen für die Landesverteidigung unbedingt notwendig, den Vorsprung, den die Franzosen, Schweizer und Amerikaner auf diesem Forschungsgebiet haben, sobald wie möglich einzuholen.
Dipl.-Ing. Martin Deutschmann, Technische Hochschule, Berlin-Charlottenburg, Physikalisches Institut.
Untersuchungen der kosmischen Strahlenschauer mit Hilfe einer Wilson-Kammer großen Volumens.
Am Physikalischen Institut war ein Verfahren entwickelt worden, um die großen kosmischen Luftschauer durch Zählrohrkoinzidenzen zu erfassen. Um die erhaltenen Resultate zu erweitern und neue Einblicke in die Natur dieser eigenartigen Schauer zu gewinnen, hatte der Sachbearbeiter den Bau einer Wilson-Kammer sehr großer Dimension (50 cm Durchmesser) übernommen. Es sind mit dieser neuen Apparatur bei der Registrierung der kosmischen Ultrastrahlen Aufnahmen von erstaunlicher Schärfe gelungen."
Quelle: Reichsforschungsrat 1943: 3.
Der DFG-Forschungsgruppe zur Geschichte der DFG standen insgesamt neun Rollfilme zur Verfügung, auf denen die vollständige Kartei der vom RFR bearbeiteten Förderanträge dokumentiert ist. Die nach den Namen der Antragstellenden alphabetisch angelegte Kartei enthält Hinweise auf bewilligte und abgelehnte Vorhaben, die Bewilligungsdaten und die Höhe der bewilligten Mittel. Allerdings sind nicht alle Projekte detailliert aufgeführt, sondern häufig nur mit Schlagwörtern verzeichnet.
Darstellung einer RFR-Karteikarte zu Konrad Lorenz.
Quelle: Bundesarchiv, Kartei des Reichsforschungsrates (ehem. BDC), BArch R 26-III/791.
Die RFR-Kartei deckt den Zeitraum 1935 bis 1945 ab. Die nebenstehende Abbildung gibt einen Eindruck von dem Aufbau einer Karteikarte am Beispiel von Konrad Lorenz. Während mit Bezug auf die Fallakten als großer Vorteil zu konstatieren ist, dass sie rein qualitativ sehr umfassende Informationen zur Forschungsidee, zu beantragten und bewilligten Mitteln und beispielsweise auch zu eingeholten Gutachten und Expertenmeinungen enthalten, ist der entscheidende Vorteil der Karteikarten, dass sie in stark verdichteter Form semi-strukturierte Informationen zu den jeweiligen Förderfällen dokumentieren. Sören Flachowksy weist in diesem Zusammenhang beispielhaft darauf hin, dass insbesondere die RFR-Kartei sehr eindeutige Aussagen darüber zulässt, in welcher Fachsparte ein Antrag zur Entscheidung vorbereitet wurde. Weiterhin lassen sich vor allem hier die konkreten Bewilligungsdaten ablesen, die aus den Akten selbst oft nur grob zu erschließen sind.
Der Wert dieser Kartei offenbarte sich jedoch schließlich vor allem in der letzten Phase des DFG-geförderten Projekts zur Erschließung der Förderfälle 1920 bis 1945. Hier unternahm Sören Flachowsky zum Teil sehr aufwendige Validierungen, indem er prüfte, ob ein Fall sowohl in der einen wie in der anderen Quelle dokumentiert war. Als Schlussfolgerung ergab sich, dass die Akten der Bestände R 73 und R 26 III sowie der gedruckten RFR-Berichte nach grober Schätzung etwa 85 bis 90 Prozent aller zwischen 1933/35 und 1945 bei DFG und RFR beantragten Projekte abdecken, während für die RFR-Kartei eine Abdeckung von annähernd 100 Prozent zu vermuten ist.
Allerdings ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass Herr Flachowsky erst zu einem relativ späten Zeitpunkt der 7-jährigen Projektlaufzeit Zugang zur RFR-Kartei erhielt. Weil eine vollständige Erschließung in der zur Verfügung stehenden Projektlaufzeit nicht zu leisten war, ging diese Quelle nur mit den Karten der Buchstaben A–G (Anfangsbuchstaben des Nachnamens von Antragstellenden) in die Datensammlung ein – die oben dargestellte Karte zu Konrad Lorenz ist so beispielweise nicht in den Bestand von GEPRIS Historisch eingeflossen.
Die DFG verfügt über eine Kopie der Fotografien sämtlicher Karteikarten und stellt diese auf Wunsch für Forschungszwecke zur Verfügung.
Die durch Sören Flachowsky erschlossenen Quellen enthalten maßgeblich Informationen zu dem jeweiligen Antrag. Zu den diese Anträge einreichenden Personen ist die Quellenlage sehr divers. Während etwa die herangezogenen Karteikarten in der Regel neben dem Namen auch das Geburtsdatum und den Ort sowie die Einrichtung einer Person dokumentieren, dokumentieren die Jahresberichte oft nur den Nachnamen, den abgekürzten Vornamen einer Person und den Ort. Der Bearbeiter musste hier umfangreich zusätzliche Quellen (zum Beispiel ältere Ausgaben von „Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender“) konsultieren, um Personen möglichst eindeutig zu identifizieren und fehlende Angaben nachzuerfassen.
Der möglichst eindeutigen Identifizierung von Personen war auch der Hauptaufwand der weiteren Datenaufbereitungen durch Mitarbeitende der DFG-Geschäftsstelle gewidmet. Neben dem Motiv der Identifikation stand dabei vor allem die Idee im Vordergrund, den auf antragsbezogene Informationen fokussierten Ausgangsbestand durch Verlinkung mit online abrufbaren Quellen um weiterführende Informationen zu beteiligten Personen und Forschungseinrichtungen zu ergänzen.
Die folgende Übersicht beschreibt die wichtigsten Quellen und skizziert das Vorgehen.
Um die für GEPRIS Historisch recherchierten Personen eindeutig zu identifizieren, erfolgte zunächst ein Abgleich mit der Gemeinsamen Normdatei (GND) der Deutschen Nationalbibliothek. Dort gepflegte Normdaten repräsentieren und beschreiben Entitäten wie Personen, Körperschaften oder Werke, die in Bezug zu kulturellen und wissenschaftlichen Sammlungen stehen. Jede Entität erhält in der GND einen eindeutigen Identifier, die sogenannte GND-ID. Unter Zugriff auf diese ID ist es möglich, Informationen aus verschiedenen Quellen zu vernetzen.
Der folgende Link weist beispielhaft das Profil des Chemikers und Nobelpreisträgers Otto Hahn in der GND-Datenbank aus.
Die GND-Datenbank enthält mehrere Millionen Einträge. Mithilfe der Software Open Refine war es möglich, den Abgleich mit den Daten in GEPRIS Historisch maschinell zu vereinfachen. Am Beispiel Otto Hahns sei angedeutet, dass allein eine Verknüpfung über den Namen und den Vornamen nicht automatisch zum richtigen „Treffer“ führt: Die GND verzeichnet mehrere Dutzend Personen dieses Vor- und Nachnamens, die Spannweite reicht von verschiedenen Ärzten über Kunstkritiker, Goldschmiede, Schriftsteller, Juristen, Schauspieler, Bankiers und Lehrer und schließlich den gesuchten Chemiker und Nobelpreisträger. Um die große Datenfülle einzugrenzen, war es hilfreich, dass für viele Personen Angaben zum Geburtsdatum vorlagen, das ebenfalls als Abgleichskriterium heranzuziehen war. Die anschließende manuelle Prüfung und Selektion erfolgte per Abgleich mit weiteren Angaben zu Wirkungsstätten, verzeichneten Publikationen, die einen Bezug zu den von der DFG geförderten Projekten erkennen ließen, und biografischen Recherchen.
Die GND-ID wird von dem Informationssystem „Deutsche Biographie“ als zentraler Personen-Identifier verwendet. Das System verzeichnet mit Stand August 2020 mehr als 730.000 Persönlichkeiten des deutschen Sprachraums vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. Die DFG-geförderte Datenbank fußt auf mehreren hundert online zugänglichen Quellen und vernetzt diese. Hier beispielhaft zu nennen sind etwa der Catalogus Professorum Halensis, der mehr als tausend Professorinnen und Professoren der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg seit 1694 recherchierbar macht. Grundlage bilden weiterhin Kataloge mit regionalem Schwerpunkt, etwa die Hessische Biographie sowie auf bestimmte Fächer spezialisierte und dabei häufig auch international ausgerichtete Datenbanken wie etwa das Mathematics Genealogy Project, das dem Anspruch folgt „to compile information about ALL the mathematicians of the world“.
Insgesamt konnten bei GND fast 10.000 von insgesamt etwa 13.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern identifiziert und mit einer entsprechenden ID versehen werden. Für annähernd 7.000 davon gibt es einen Eintrag in der Deutschen Biographie.
Während die Verknüpfung mit der Gemeinsamen Normdatei Zugriffe auf vor allem bibliothekarisch kuratierte Informationsbestände ermöglicht, erlaubt die Verknüpfung mit dem von Wikidata entwickelten Personen-Identifier den Zugang zu den reichen Wissensbeständen von Wikipedia. Die Wissensdatenbank Wikidata wurde von Wikimedia Deutschland entwickelt und stellt als gemeinsame Quelle für alle Wikipedia-Angebote (und darüber hinaus) weltweit strukturierte Daten zu einer Vielzahl von Entitäten bereit. Seit dem Start 2012 hat Wikidata über 90 Millionen Datenobjekte erschlossen (Stand: September 2020). Die Daten stehen unter Creative-Commens-Lizenz CCO 1.0) und können ohne Angabe eines Urhebers frei verwendet werden.
Der folgende Link führt zum Wikidata-Personenprofil von Otto Hahn, der im Link hinterlegte Identifier (Q7065) markiert die Person eindeutig als den gesuchten Chemie-Nobelpreisträger.
Für verzeichnete Personen sind in Wikidata verschiedene Identifier anderer Systeme hinterlegt, was es ermöglicht, dort separat erschlossene Personeninformationen zu verlinken. Neben der oben beschriebenen GND sind dies etwa die LCCN (Library of Congress Control Number) der amerikanischen Nationalbibliographie oder die VIAF-ID (Virtual International Authority File), eine Normdatei, die auf die Initiative der Deutschen Nationalbibliothek und der Library of Congress zurückgeht.
Am Beispiel des Wikidata-Eintrags für Otto Hahn wird deutlich, dass auch bei Wikidata der dort verlinkte Quellenbestand in Abhängigkeit von der Prominenz einer Person oft sehr beachtlich ist: Mehr als 50 Normdatei-Systeme sind dort für Otto Hahn verzeichnet, von einem Katalog aller Nobelpreisträger über ein Verzeichnis der Mitglieder der Akademie Leopoldina bis hin zu einer Comic Vine ID, die für (reale und in der Regel fiktive) Personen vergeben wird, die in Comics vorkommen. Verzeichnet ist im Falle Otto Hahns schließlich auch eine „Find a Grave memorial ID“, mit der man die Grabstätten historischer Persönlichkeiten recherchieren kann.
Was Wikipedia als Quelle weiterhin auszeichnet, ist, dass von dort angebotenen Personenprofilen in deutscher Sprache per einfachem Klick auch fremdsprachige Angebote eingesehen werden können. Für Otto Hahn werden so aktuell Wikipedia-Seiten in 75 verschiedenen Sprachen erschließbar, auf Dänisch, Englisch und Polnisch, ja selbst auf „ Plattdüütsch“.
Auch bei Wikidata war es möglich, wie oben für GND beschrieben, per Zugriff mit Open Refine Daten für das Gesamt aller in GEPRIS Historisch erfassten Personen per Skript abzurufen und auf eine manuell bearbeitbare Teilmenge zu reduzieren.
Insgesamt konnten in Wikidata gut 8.000 von 13.000 in GEPRIS Historisch nachgewiesenen Personen identifiziert und verlinkt werden. Wikipedia-Seiten zu Personen sind für etwa 6.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über GEPRIS Historisch zugänglich.
Wikidata wurde auch genutzt, um Eintragungen zu den Forschungsstätten der zwischen 1920 und 1945 DFG-aktiven Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu recherchieren. Für über 550 der etwa 3.500 Einrichtungen wie etwa das Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung in Müncheberg, aus dem nach Verlagerung in den Westen das heutige Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung mit Sitz in München hervorging, sind so weiterführende Recherchen in Wikipedia möglich.
Weiterhin wurden für insgesamt gut hundert beispielhaft ausgewählte Forschungsprojekte Informationsangebote bei Wikipedia sowie bei anderen öffentlich frei zugänglichen Seiten recherchiert. Hierzu zählen bekannte Expeditionen, wie die deutsch-sowjetische Alai-Pamir-Expedition, Editionsprojekte wie der Thesaurus Linguae Latinae oder andere herausragende Arbeiten wie etwa Beobachtungen der totalen Sonnenfinsternis 1926 zwecks Überprüfung der Relativitätstheorie.
Bei Wikidata wurden weiterhin für ca. 1.200 bei der DFG seinerzeit
beantragte
Druckzuschüsse 219 finanzierte unterschiedliche Periodika, Zeitschriften, wissenschaftliche
Artikel und Buchreihen und sonstige schriftliche Werke recherchiert. Über einen entsprechenden Link
erhält man in mehr als
160 Wikipedia-Artikeln weiterführende Informationen zu der jeweiligen
Zeitschrift. Sofern in der Wikiwelt online verfügbare Exemplare einer Zeitschrift unter einer
freien Lizenz erschlossen sind
(in ca. 50 Fällen), führt ein Link auf die entsprechende
Wikisource-Seite. Ein Beispiel bietet die „Byzantinische Zeitschrift“, zu der sowohl (in sechs
verschiedenen Sprachen) einschlägige Wikipedia-Webseiten vorliegen
(hier in deutscher Sprache) wie auch
online einsehbare Bände.
Schließlich bildet Wikidata auch eine Hauptquelle der in GEPRIS Historisch veröffentlichten Fotoaufnahmen von dort mit Anträgen vertretenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Insgesamt konnten mehr als 2.100 Photografien erschlossen werden. Ergänzt wurde das Material um Fotosammlungen der Universitäten Halle, Leipzig, Tübingen und Wien, Digiporta, der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek, Monumenta Germaniae Historica, dem Archiv der Max-Planck-Gesellschaft, des Universitätsarchivs der TU Bergakademie Freiberg, des Historischen Achivs der Universität zu Köln, sowie aus weiteren Bildspenden von Institutionen und Privatpersonen, dank deren freundlicher Bereitstellung das Informationssystem noch einmal deutlich an Wert gewonnen hat.
Gerade die oben erwähnten Links auf herausragende Forschungsprojekte sind es, die dazu einladen, von Ihnen ergänzt zu werden. Hier war es mit DFG-internen Ressourcen und Know-how nur beispielhaft möglich, entsprechende Internetquellen zu erschließen. Sollten Sie also fündig werden, oder gar selbst ein entsprechendes Informationsangebot entwickelt haben, nutzen Sie bitte das Postfach gepris-historisch@dfg.de, um uns einen entsprechenden Hinweis zu senden. Wichtig: Bitte fügen Sie unbedingt die Identifikationsnummer des Projekts hinzu, auf das sich der Link bezieht. Sollten Sie gar über Fotoaufnahmen (insbesondere Porträts der in GEPRIS Historisch vertretenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler) verfügen, die Sie uns lizenzfrei zur Verfügung stellen können, wären auch diese sehr willkommen. Bei der Veröffentlichung verweisen wir auf Wunsch gerne auf die Herkunft der entsprechenden Aufnahme.
Entsprechende Hinweise nehmen wir gerne auch zu neu erstellten Personen- und Einrichtungs-Profilen bei Wikipedia auf. Hier wäre es entsprechend hilfreich, wenn Sie die ID der Einrichtung, beziehungsweise der Person mit angeben könnten. Hinweise sind schließlich auch willkommen in Bezug auf die in GEPRIS Historisch direkt recherchierbaren Daten. Bei aller Sorgfalt ist davon auszugehen, dass diese noch in relevant großem Umfang Fehler enthalten. Dies können schlichte Tipp- beziehungsweise Transkriptionsfehler bei der Benennung von Fachbegriffen (insbesondere im Titel von Projekten) sein, Zahlendreher in Angaben zum Geburtsdatum einer Person, falsche Namensschreibweisen, fehlerhafte Ortsangaben und anderes mehr. Jeder Hinweis ist willkommen und wird schnellstmöglich geprüft und bearbeitet: GEPRIS Historisch ist keine in sich abgeschlossene Edition, sondern lebt von Ihrem Feedback und Ihrer Unterstützung!
Bruch, Rüdiger vom, Herbert, Ulrich, Flachowsky, Sören, Mertens, Lothar und Karin Orth, 2002: Die Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1920–1970. Archivführer und Bestandsverzeichnisse (inkl. CD), Freiburg (Arbeitspapier der Forschergruppe DFG-Geschichte).
Flachowsky, Sören, 2013: Forschergruppe zur Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1920–1979: Wissenschaftliche Erschließung des DFG-Aktenbestandes im Bundesarchiv (Berlin/Koblenz), Abschlussbericht.
Hammerstein, Notker, 1999: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Wissenschaftspolitik in Republik und Diktatur, München.
Mertens, Lothar, 2004: „Nur politisch Würdige“ – Die DFG-Forschungsförderung im Dritten Reich 1933–1937, Berlin.
Notgemeinschaft 1924: Dritter Bericht der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft über ihre Tätigkeit vom 1. April 1923 bis zum 31. März 1924, Berlin.
Notgemeinschaft 1926: Fünfter Bericht der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft über ihre Tätigkeit vom 1. April 1925 bis zum 31. März 1925, Berlin.
Notgemeinschaft 1929: Achter Bericht der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft über ihre Tätigkeit vom 1. April 1928 bis zum 31. März 1929, Berlin.
Reichsforschungsrat 1939: Überblick über die vom Reichsforschungsrat unterstützten wissenschaftlichen Arbeiten unter Beifügung der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft auf den geisteswissenschaftlichen Gebieten geförderten Arbeiten, Heft IV (2. Rechnungshalbjahr 1938/39 – 1. 10. 1938 bis 31. 3. 1939), BA-Signatur: R 4601/1980.
Reichsforschungsrat 1943: 3. Kurzbericht über die auf Anregung und mit Unterstützung des Reichsforschungsrates durchgeführten wissenschaftlichen Arbeiten. Abgeschlossen 1. Januar 1943 bis 30. Juni 1943, BA-Signatur: R 4601/1980.